Das schüchterne Wildschwein

Brösel, das Wildschwein, hat sieben Geschwister: Rumpel, Zottel, Turbo, Purzel, Flummi, Gauner und Rixi. Sie lieben es, sich im Matsch zu suhlen und sich gegenseitig laut grunzend in den Schlamm zu schubsen. Nur Brösel mag das alles gar nicht. “Komm, spiel mit!” rufen seine Geschwister, aber Brösel ist das Schlammbad zu laut und zu voll. Er geht lieber im Wald spazieren und beobachtet die Schmetterlinge. 

Deshalb freut er sich auch nicht so sehr auf das große Sommerfest, obwohl alle Tiere im Wald seit Tagen von nichts anderem mehr reden. Am großen Abend gehen sie alle zusammen los: Mappa, Pamma, Rumpel, Zottel, Turbo, Purzel, Flummi, Gauner, Rixi und Brösel. Ein großer Tisch ist für sie reserviert, gleich neben der Fuchsfamilie und den Eichhörnchen. Alle reden fröhlich durcheinander, nur Brösel fühlt sich ganz klein und verloren. “Ich geh mal aufs Klo”, murmelt er und rutscht von der Bank, aber es hört sowieso niemand zu. 

Es bemerkt auch niemand, dass er im Wald verschwindet. Das Stimmengewirr wird leiser und die Nacht dunkel und still. Brösel läuft bis zur kleinen Lichtung am Hügel. Dort legt er sich ins Gras und schaut zu den Sternen. Es sind so viele. Sein Kopf wird langsam wieder klar. Ganz still ist die Nacht hier. Noch stiller als sonst, als ob die Welt den Atem anhält. 

Und da ist noch etwas… ein Schatten, der durch die Nacht schleicht. Brösel hält die Luft an. Der Schatten schleicht lautlos über den Hügel, und jetzt, im Mondlicht, erkennt er eine riesige Katze! Einen Moment lang steht sie ganz still und lauscht in die Nacht. Dann zuckt ihr Ohr, sie duckt sich und ist wie der Blitz im Gebüsch verschwunden. 

Brösel hält immer noch die Luft an. Da hört er Stimmen in der Nacht. “Brösel, bist du hier?” Das sind seine Geschwister! Und da krachen sie auch schon durchs Unterholz. “Wir haben dich gesucht!” “Auf einmal warst du verschwunden!” “Was machst du denn hier?” Sie reden so schnell auf ihn ein, dass Brösel ganz schwindelig ist. Da kommen zum Glück auch Mappa und Pamma. “Ist alles in Ordnung, Rüsselkind?”, fragt Mappa und endlich kann Brösel von der Riesenkatze erzählen. 

Alle hören ganz still zu. “Das war ein Luchs, die sieht man nur ganz selten. Nicht nur, weil es so wenige gibt, sie können sich auch gut verstecken und zeigen sich fast nie”, erklärt Mappa und stupst ihn an: “Da hast du großes Glück gehabt!” “Und schön ist es hier”, staunt Pamma, “So viele Sterne!” “Können wir nicht hier bleiben?”, fragt Rumpel. Zottel, Turbo, Purzel, Flummi und Gauner wollen zurück zum Fest und gehen mit Mappa, und als ihre Stimmen im Wald verschwunden sind, kuscheln sich Rumpel, Rixi, Pamma und Brösel zusammen und zählen stumm die Sterne, bis ihnen die Augen zufallen. 


Das schüchterne Wildschwein gibt es auch als Hörgeschichte

1 Kommentar

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Wir finden es super, dass die beiden Elternteile nicht mit geschlechtsspezifischen Pronomen betitelt werden sondern die Neutralen Begriffe “Mappa“ und “Pamma” genutzt wurden. Wir möchten nicht dass unser 2 Jähriges Kind (Er/Sie/Es/Xier/Xiem) sich in diesem Alter schon auf stumpfe Geschlechtsrollen festlegen soll und fanden diese Geschichte daher super zum einschlafen, Er*Sie*Es*Xier*Xiem fand die Geschichte toll!

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